Vasconcelos public library in Mexico City

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Die Übersetzung wissenschaftlicher Arbeiten kann einen wichtigen Beitrag für wissenschaftliche Gemeinschaften leisten. Beispielsweise hatte Albert Einstein einige Artikel ins Englische übersetzt, damit angloamerikanische Kolleg*innen zum neuesten Stand der Wissenschaft beitragen konnten. Die moderne Tendenz, wissenschaftliche Arbeiten, die nicht in englischer Sprache verfasst sind, zu ignorieren, führt zu schlechteren Studien und doppelter Arbeit. Die Übersetzung kann dazu beitragen, sprachliche Barrieren zu überwinden, und ist daher ein wichtiges Mittel, um die Zugänglichkeit und die Teilhabe zu verbessern und der Zersplitterung der Literatur in sprachliche Inseln entgegenzuwirken.

Das Übersetzen öffnet die Wissenschaft auch für die Gesellschaft, für die sieben Milliarden Menschen, die kein Englisch sprechen, und für viele weitere, die Englisch nicht als Muttersprache haben. Darunter sind viele Menschen, die direkt zur Wissenschaft beitragen, indem sie Daten sammeln, Menschen, die auf Probleme hinweisen, die erforscht werden müssen, oder Menschen, die die Früchte der Wissenschaft nutzen (Lehrer/Ausbilder, Architekten, Ingenieure, Ärzte, Aktivisten, politische Entscheidungsträger, Journalisten usw.) und dadurch den gesellschaftlichen Nutzen der Wissenschaft gewähren.

Potenzielle Übersetzer

Solcherlei Übersetzungen können von professionellen Übersetzern angefertigt und in einer speziellen Zeitschrift veröffentlicht werden, von Übersetzern, die an Universitäten oder Instituten der Autoren angestellt sind, von den Autoren selbst oder von Freiwilligen, die sie in einem Repository oder einer Zeitschrift veröffentlichen. Wir haben in der DOI-Datenbank von CrossRef Tausende von übersetzten Werken gefunden, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden. Die Suche nach Übersetzungen auf Repositorien zeigt, dass es dort noch Tausende weitere gibt, die höchstwahrscheinlich von Wissenschaftlern für ihre Gemeinschaft erstellt werden. Mit diesem Beitrag möchten wir Wissenschaftler dazu ermutigen, ihre eigenen Werke und die ihrer Kolleg*innen zu übersetzen und zu veröffentlichen und die Übersetzung mit dem Originaldokument zu verbinden.

Einer von uns (Victor) ist Klimaforscher, der sich mit der Qualität von Klimastationsdaten befasst, und es wäre nützlich, wenn einige seiner Artikel in die Bildungssprachen der ganzen Welt übersetzt würden, damit sich Wetterbeobachter der Qualitätsproblematik stärker bewusst werden. Allerdings spricht Victor die nicht-englischen Sprachen der Weltorganisation für Meteorologie (Arabisch, Chinesisch, Französisch, Russisch und Spanisch) nicht. Kollegen, die über Fachwissen auf diesem Gebiet verfügen und diese Sprachen beherrschen, hätten die notwendigen Kernkompetenzen, um sie zu übersetzen.

Andererseits gibt es Fälle, in denen Geowissenschaftler, die in einer bestimmten Region tätig sind, sowohl die Sprache dieser Region als auch Sprachen mit größerer Verbreitung als Englisch sprechen. Da geowissenschaftliche Informationen sehr lokal sein können, z.B. Informationen über Georisiken in abgelegenen Gebieten, wäre es für die Menschen vor Ort Gemeinschaft von großem Nutzen, die Art der Georisiken in ihrem Gebiet zu verstehen. Um ihre Arbeit einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, könnten Wissenschaftler*innen ihre Arbeit in eine Sprache übersetzen, die sie beherrschen. Eine noch größere Reichweite ließe sich erzielen, wenn die Übersetzung in Form eines Non-Paper-Produkts, z. B. eines kurzen Videos oder Podcasts, erstellt würde. Darüber hinaus würde es die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Journalisten und Blogger über diese Themen schreiben, wenn eine Version dieses Non-Paper-Produkts auch in der Regionalsprache verfügbar wäre.  

Akademiker und Autoren

Um eine Übersetzung anzufertigen, kann mit Hilfe maschineller Übersetzung für zahlreiche Sprachkombinationen schnell ein guter erster Entwurf erstellt werden. Die Veröffentlichung von Übersetzungen macht die Arbeit lohnender, da mehr Menschen sie leichter finden können. (Wir arbeiten an einem Übersetzungsvermittlungsdienst, um das Auffinden von Übersetzungen noch einfacher zu machen). Die Übersetzungen können in einem Manuskript-Repository veröffentlicht werden; fast alle Repositories unterstützen dies. Noch besser wäre es, die Übersetzungen in Zeitschriften zu veröffentlichen. Dadurch würden sie Teil des akademischen Leistungsbewertungssystems werden. Sie könnten in die Kategorie “Community Outreach” eingeordnet werden. Die Übersetzungen wären leichter auffindbar, und ein Peer Reviewer, der die Übersetzung überprüft, würde das Vertrauen in die Qualität der Übersetzung erhöhen. Schon das Verfassen einer Übersetzung des Abstracts ist von großem Wert, da der Artikel dadurch besser auffindbar wird. Wenn der Artikel in einem Repository veröffentlicht wird, kann man mehrere Zusammenfassungen hinzufügen. Eine Zusammenfassung eignet sich auch für einen kurzen Blogbeitrag.

Zeitschriften

In dem “Publikationswahn” des derzeitigen Forschungsbewertungssystems kann es sich für (nationale) Zeitschriften lohnen, Übersetzungen zu veröffentlichen. Der Journal Impact Factor (JIF) errechnet sich aus den Zitaten der in den beiden vorangegangenen Jahren veröffentlichten Ausgaben geteilt durch die Anzahl der in diesem Zweijahreszeitraum veröffentlichten “Forschungsartikel”. Dies ist ein Grund dafür, dass Zeitschriften immer mehr Leitartikel (“editorials”) veröffentlichen, bei denen man sich fragt, warum jemand seine kostbare Zeit auf der Erde verschwendet hat, sie zu schreiben. Leitartikel werden zwar zitiert, zählen aber nicht als “Forschungsartikel” und erhöhen also den JIF. Es ist immer eine “Verhandlungssache” zwischen der bibliografischen Datenbank und der Zeitschrift, was als “Forschungsgegenstand” zählt (die Zusendung von Schokolade kann dabei helfen). Aber man kann argumentieren, dass eine Übersetzung keine Originalforschung ist und nicht als “Forschungsgegenstand” gezählt werden sollte, während ihre Zitate für die Zeitschrift zählen.

Viele nicht-englischsprachige Zeitschriften haben bereits englische Zusammenfassungen. Dazu möchten wir explizit ermuntern.

Datenbanken

Die Hersteller von bibliografischen Indizes und Datenbanken wie dem Web of Science sowie von Hochschulrankings könnten die Erstellung von Übersetzungen fördern, indem sie die Zitate der Übersetzung in der Zitationszahl des Originals aufnehmen. Wenn die Übersetzung in einer indizierten Zeitschrift erscheint, würde dies zwar nicht die Gesamtzahl der Zitate für eine*n Forscher*in erhöhen, aber es könnte seinen*ihren h-Index steigern.

Veröffentlichungsregeln

Im Zeitalter des “publish-or-perish”-Prinzips versuchen Autoren manchmal, eine Übersetzung als Originalstudie zu verkaufen und kennzeichnen das Dokument nicht eindeutig als Übersetzung. Dies hat den Übersetzungen in manchen Kreisen einen schlechten Ruf, der vermieden werden sollte, eingehandelt. Das Committee on Publication Ethics (COPE) berät wissenschaftliche Zeitschriften und weist in seinen Leitlinien für redundante Veröffentlichungen darauf hin, dass Übersetzungen nicht als Duplikate betrachtet werden sollten, was ein ethisches Problem wäre, sondern als gültige Veröffentlichungen. COPE weist darauf hin, dass solche sekundären oder abgeleiteten Veröffentlichungen als Übersetzung gekennzeichnet werden sollten, indem auf die Originalversion verwiesen wird. COPE schreibt:

ICMJE [International Committee of Medical Journal Editors] empfiehlt, dass Übersetzungen akzeptabel sind, aber auf das Original verweisen MÜSSEN. (ICMJE advises that translations are acceptable but MUST reference the original.)

Selbst wenn der übersetzte Artikel das Original zitiert, ist dies in einer Publikationsliste nicht ersichtlich. Es ist daher gute Praxis, bereits im Titel zu erwähnen, dass es sich um eine Übersetzung handelt. Die ICMJE empfiehlt:

Der Titel der Sekundärpublikation sollte darauf hinweisen, dass es sich um eine Sekundärpublikation (vollständige oder gekürzte Neuauflage oder Übersetzung) einer Primärpublikation handelt. (The title of the secondary publication should indicate that it is a secondary publication (complete or abridged republication or translation) of a primary publication.)

Sagen Sie es weiter

Ob Sie nun Autor, Herausgeber, Gutachter oder angestellter Wissenschaftler sind, sehen Sie bitte Übersetzungen als Forschungsergebnisse an und öffnen Sie die Wissenschaft, indem Sie mehr Übersetzungen anfertigen, um den Fortschritt bei der Wissensverbreitung zu beschleunigen.

* Das Foto oben zeigt die Biblioteca Vasconcelos, die Megabiblioteca (“Megabibliothek”) im Stadtzentrum von Mexiko-Stadt.